Die preußische Zeit

Die Preußische Zeit


Nach dem Ende der französischen Herrschaft - in der Neujahrsnacht 1814 überschritt General Blücher bei Kaub den Rhein - brachte der Wiener Kongreß 1814/15 eine erneute politische und territoriale Neuordnung: Rheinhessen kam zum Großherzogtum Hessen, die Pfalz fiel an Bayern und die Rheinlande wurden Preußen zugesprochen. Koblenz wurde Sitz des Oberpräsidiums der Rheinprovinz, die sich von Kleve über Bad Kreuznach bis Saarbrücken erstreckte. Das rechtsrheinische Nassau, das 1806 zum Herzogtum erhoben wurde, blieb vorerst selbständig und fiel erst 1866 an Preußen.
Im Gefolge der französischen Julirevolution von 1830 schlug die politische Empörung auch hierzulande hohe Wellen, vor allem in der bayerischen Pfalz. Am 27. Mai 1832 trafen sich 30.000 Menschen auf dem Hambacher Schloß, wo leidenschaftliche Appelle für die Pressefreiheit, ein konföderiertes Europa, die nationale deutsche Einheit und Freiheit an die Öffentlichkeit gerichtet wurden.
Das "Hambacher Fest" war jedoch nur ein Vorbote des Revolutionsjahres 1848 mit den Forderungen nach Volkssouveränität, nationaler Einheit und einem Bund republikanischer Staaten Europas. Dabei war eines der demokratischen Zentren Mainz.
Die von der Frankfurter Nationalversammlung verabschiedete Reichsverfassung wurde von den Herrschenden abgelehnt. Mittelpunkt des Aufruhrs, des "Pfälzer Aufstandes" von 1849, war Kirchheimbolanden. Eine provisorische Regierung wurde in wenigen Tagen zerschlagen, die Aufständischen von preußischen Truppen besiegt.
Antworten auf die brennenden sozialen Probleme des 19. Jahrhunderts, des Jahrhunderts der Industriellen Revolution, versuchten der aus Trier stammende Karl Marx, der in Mainz wirkende Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler und der in Hamm an der Sieg geborene Friedrich Wilhelm Raiffeisen zu geben.
Auf die demokratischen Traditionen des Hambacher Festes berief sich auch der erste rheinland - pfälzische Ministerpräsident Dr. Wilhelm Boden in seiner Regierungserklärung. 1948 bestimmte der Landtag die schon damals getragenen Farben Schwarz - Rot - Gold, als Symbol für Freiheit und Einheit, zu den Farben der Landesfahne. Das Landeswappen trägt eine "Volkskrone", eine goldene Krone aus Weinlaub, als Symbol der Volkssouveränität.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gerieten die Gebiete am Rhein und in der Pfalz wirtschaftlich und vor allem politisch zunehmend ins Abseits. 1870/71, 1914/18 und 1939/40 wurden sie zu militärischen Aufmarschgebieten für die Kriege gegen Frankreich.
In der Zeit des Dritten Reichs kam es auch in den Gebieten an Rhein, Mosel und in der Pfalz zur nationalsozialistischen Machtergreifung. Schon die Enthüllung der "Boxheimer Dokumente" im November 1931 erregte großes Aufsehen. Die Dokumente machten deutlich, dass bei einer Machtübernahme durch die Nationalsozialisten eine Diktatur zu erwarten sein würde. Verfasser war der in Darmstadt gebürtige und in Mainz aufgewachsene Dr. Werner Best, Leiter der Rechtsabteilung des Gaues Hessen. Nach den Wahlen vom 5. März 1933 wurde er Staatskommissar für das Polizeiwesen in Hessen und richtete am 1. Mai 1933 offiziell nach Dachau eines der ersten frühen Konzentrationslager des "Dritten Reiches" in Osthofen ein. Als "wildes" Konzentrationslager bestand es bereits seit dem 6. Mär 1933. Es diente bis zu seiner Schließung im Sommer 1934 als Schutzhaftlager für politische Gegner. Die Schriftstellerin Anna Seghers setzte in ihrem Roman "Das siebte Kreuz" dem Konzentrationslager Osthofen ein literarisches Denkmal.
An das Lager Osthofen sowie an das später errichtete SS - Sonderlager KZ Hinzert erinnern heute Gedenkstätten. Sie werden im Rahmen der Gedenkstättenarbeit der Landeszentrale für politische Bildung betreut.
Auch in den Gebieten des heutigen Rheinland - Pfalz brüsteten sich die Gauleiter - einflußreichste Vertreter waren sicherlich Josef Bürckel, Gauleiter der Saarpfalz (später: Pfalz, Saarpfalz, Westmark), Jakob Sprenger ab 1927 Gauleiter von Hessen - Nassau - Süd (später umbenannt in Hessen - Nassau) und Gustav Simon, Gauleiter des Gaus Koblenz - Trier (seit 1942 Moselland) - spätestens 1942, dass ihr Bereich "judenfrei" sei. Das bedeutete, dass die meisten Juden, die nicht auswandern konnten, in Massenvernichtungslagern ermordet wurden. Der gerade in den Städten am Rhein seit Jahrhunderten blühenden jüdischen Kultur wurde ein Ende bereitet. Nur noch wenige Synagogen sind erhalten. An die vielen zerstörten Synagogen erinnern heute nur noch Gedenktafeln.

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