Trennt uns Religion?

Trennt uns die Religion ?

Betrachtet man die Weltgeschichte und den Einfluß, den Religion(en) auf sie hatte, so wird schnell deutlich, dass viele Ereignisse, wie Glaubenskriege (z.B. die Kreuzzüge), das Missionieren fremder Völker oder die Verfolgung und Vernichtung von Menschen (z.B. von Juden) erst durch die übertriebene Berufung auf eine bestimmte Religion ermöglicht bzw. überhaupt erst eingeleitet wurden. Oder anders gesagt, die Religion, hier hauptsächlich in der Betrachtung als Institution, ist der Auslöser für derartige Ereignisse gewesen. Hierbei zeigt sich in Verbindung mit Religion ein Paradoxon: Einerseits versucht Religion zu einigen, gleichzeitig unterteilt sie die Menschen in verschiedene Gruppen. Dabei wird zwischen dem einzelnen und seinem spezifischen Glauben nicht mehr unterschieden, d.h. die Menschen werden zu Juden, Christen, Muslimen, Buddhisten, etc. ohne das man ihr persönliches Empfinden berücksichtigt. Die Menschen werden somit klassifiziert! Absurder Weise bekennen sich die Menschen zu ihrer Religion, also zum Christen - oder Judentum oder zum Islam, aber verlieren sie hierbei nicht einen Teil ihrer Individualität? Der persönliche Glaube, der mit Sicherheit bei jedem Menschen unterschiedlicher Ausprägung ist, wird also mit dem des anderen gleichgesetzt und zwar durch die Zugehörigkeit zu einer Religion. Somit pauschalisiert die Religion die Menschen, sie macht sie gleich. Das erscheint erst einmal sehr positiv. Alle Menschen sind gleich und gebe es beispielsweise nur eine einzige Religion währe eine Religionskritik vielleicht sogar überflüssig. Allerdings existieren auf dieser Erde mehrere verschiedene Religionen und somit wird die Einteilung der Menschen in Gläubige und Nichtgläubige, religiöse und nicht - religiöse, Christen, Juden, Muslime, Buddhisten, Atheisten zu einem gefährlichen Mittel, um beispielsweise ganz andere Interessen hinter dem Deckmantel der Religion zu verstecken. Und damit komme ich zum nächsten Punkt.
Die Kreuzzüge, die Verfolgung der Juden oder terroristischen Akte der fundamentalistischen Moslems gegen die westliche Welt, waren und sind möglich, weil sie im Namen Gottes ausgeübt werden. Es lassen sich wunderbar persönliche Interessen hinter den Inhalten einer bestimmten Religion verstecken, denen die Menschen folgen. So erhebt beispielsweise ein Diktator einen Kampf gegen eine andere Religion und deren Anhänger zur göttlichen Aufforderung und die Aggression richtet sich dann nicht nur gegen einzelne, d. h. beispielsweise Kapitalisten oder Politiker, sondern gegen gesamte Volksgruppen die erste durch die Religionszugehörigkeit gebildet werden, sonst aber vielleicht gar keine Berührungspunkte mit dem Angreifer haben. Somit bildet die Zusammenfassung von Glaubensgruppen zu einer Religion und deren Anhängern eine ideale Plattform, um den Haß zwischen den Menschen zu schüren.
Religion hat schließlich nicht immer was mit Glauben und Bekenntnis zu tun, sondern auch mit Angst.
Und dies ist ein weiterer Punkt: Die einzelnen Religionen beziehen ihre Inhalte meist aus Schriften (z.B. Bibel oder Koran), in denen Regeln und Statuten aufgestellt worden sind, die Menschen befolgen sollen. Und je nach Religionsauffassung oder - auslebung hat man sich genau an diese zu halten, ob sie nun moralisch richtig oder gegenwärtig sinnvoll sind. Und wer sich nicht zu diesen Regeln bekennt oder sich an sie hält wird von den anderen Mitgliedern verurteilt (bezieht sich selbstverständlich nicht auf alle Religionsgruppen). Das traurige daran ist, dass wenn man die Religion und ihre ideologischen Werte hinterfragt, dies meist gleich als Gotteskritik oder sogar Blasphemie ausgelegt wird, wobei dabei kein Zweifel an der Existenz der Göttlichkeit oder ihrer Allmacht bei dem Kritiker vorhanden sein muss.
Aber die Religion schafft doch eben durch diese Regeln und Leitsätze ein enges Korsett. Für manche eine Art hängender Käfig, aus dem man zwar durch die Gitterstäbe entkommen kann, jedoch Angst haben muss danach auf den Boden zu stürzen. Dies liegt zum größten Teil daran, das man sich zumindest als Kind die Religion nicht nach eigener Überzeugung oder nach dem eigenen Glauben aussuchen kann, sonder man vielmehr in sie hineingeboren wird. Ein bestimmter Glaube wird einem also auferlegt und man kommt nun in die Situation, dass man den Regeln der Religion nicht aber den Regeln des Glaubens, seines Glaubens folgt. Dadurch gerät man evtl. in einen Glaubenskonflikt aus dem man sich gerne befreien möchte, z.B. durch konvertieren, was dann aber eben wieder gegen diese Regeln verstößt. Manche Menschen, vor allem Jugendliche, die in extrem religiösen bzw. traditionellen Familien aufgewachsen sind, habe eine reale Angst davor, sich von ihrer Religion bzw. ihrem Gott loszusagen. Aus dieser Angst entwickelt sich dann meist eine regelrechte Abneigung gegen den elterlichen Glauben an sich und viele Empfinden den späteren "Ausstieg" aus der Religion oder dem religiösen Umfeld als regelrechte Befreiung. Der Mensch ist nicht mehr an die althergebrachten, meist veralteten Regeln gebunden und kann nun der eigenen Überzeugung folgen ohne Gewissensbisse haben zu müssen, dass sein Handeln gegen irgendwelche Schriften verstößt, deren genaue Herkunft und Autoren er nicht kennt. Interessanter Weise werden eben diese Schriften und/oder Regeln besser und endgültiger befolgt als manches logisch, immanentes Gesetz.
Dies sind nur einige, wenngleich auch gewichtige Punkte, die uns darüber nachdenken lassen sollten, ob die Ausübung von Religion, wie es größtenteils heute geschieht ihren eigentlichen Sinn verfehlt und die Menschen zunehmend trennt, anstatt sie zu verbinden.


Erläuterungen von Dominik Schulz nach persönlicher Ansicht unter Verwendung der Erfahrungen und Informationen von Mitgliedern der Newsgroup der theologischen Fakultät der RUB.

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