Romeo und Julia auf dem Dorfe

Romeo und Julia auf dem Dorfe
Thema: Das Liebespaar

1. Zur Entstehung von Romeo und Julia auf dem Dorfe
Gottfried Keller wurde 1819 in Zürich geboren. Sein Vater starb bereits als Keller fünf Jahre alt war. Keller ging nach München um Landschaftsmaler zu werden, doch bald schon stellte sich heraus, dass ihm dazu die Begabung fehlte, so beschloß er Schriftsteller zu werden, bekam zunächst ein Stipendium in Heidelberg und ging später nach Berlin. Dort entstand die Erzählung Romeo und Julia auf dem Dorfe. Keller hat zuvor in der Züricher Freitagszeitung vom 3.9.1847 folgenden Artikel gelesen:
"Im Dorfe Altsellerhausen bei Leipzig liebten sich ein Jüngling von neunzehn Jahren und ein Mädchen von siebzehn Jahren, beide Kinder armer Leute, die aber in einer tödlichen Feindschaft lebten und nicht in eine Vereinigung des Paares willigen wollten. Am 15. August begaben sich die Verliebten in eine Wirtschaft, wo sich arme Leute vergnügen, tanzten da selbst bis nachts ein Uhr und entfernten sich hierauf. Am Morgen fand man ihre Leichen beider Liebenden auf dem Felde liegen; sie hatten sich durch den Kopf geschossen."

2. Die Personen Sali und Vrenchen
Sali wird in der Erzählung nur sehr knapp beschrieben. Er ist ein "hübscher und kräftiger Bursche". (S.21 / Z.13 - 15) Er ist ehrbar, treuherzig, sanftmütig, ruhig und verhält sich zurückhaltend. Im Streit der Familie stellt er einen "ziemlich zahmen Feind dar". (S.22 / Z.24) Als Junge beim Spiel auf dem Feld bereut er schnell einen bösen Streiche den er mit Vrenchen gemacht hat. "In Angst und Reue" (S.9 / Z.22) steht er vor der klagenden Spielgefährtin und beide versöhnen sich schnell wieder miteinander. Später zeigt er sich in seinem Verhalten gegenüber Vrenchen zärtlich, liebevoll und selbstlos: "Du musst mich vergessen!" (S.84 / Z.2) "Es handelt sich jetzt nur um dich; du bist noch so jung, und es kann dir noch auf allen Wegen gut gehen." (S.84 / Z.6 - 8)
Vrenchen wird von allen Figuren am ausführlichsten beschrieben. Sie ist schlank, zierlich, hat dunkelbraune Haare, braune Augen, ein bräunliches Gesicht und purpurfarbene frische Lippen. (S.20 / Z.17 - 22) Sie ist "schön, klug, weise, arbeitsam und geschickt zu allen Dingen" (S.62 /Z.7 - 8) sagt ihre Nachbarin über sie. Vrenchen ist voller Energie und Tatendrang. Sie versucht das Beste aus ihrer Lage zu machen. So macht sie z. B. das verfallene Haus mit Blumen - und Rankenwerk zu einer "ganzen duftenden Wildnis".

3. Die Freundschaft zwischen Sali und Vrenchen in der Kindheit
Schon als kleine Kinder verstehen sich die Beiden gut. (S.11 / Z.1 - 11) Die spätere Zeit sehen sie sich weniger, da sie größer werden. (S.12 / Z.22 - 29) Sie wollen schon bei dem Feuer auf dem Unglücksfeld immer wieder zueinander. (S.16 / Z.2 - 8) Mit Beginn des Streites ihrer Familien sehen sie sich gar nicht mehr. Vrenchen geht Sali bewußt aus dem Weg.









4. Die Liebe zwischen Sali und Vrenchen
Erst beim Streit der Väter auf der Brücke treffen sie sich wieder. Bei dem Gerangel auf der schmalen Brücke berühren Sali und Vrenchen einander. (S.32 / Z.25 - 34) In diesem kurzen Blickwechsel erkennen Sali und Vrenchen ihre Liebe füreinander, und wie für kurze Zeit Licht durch die Wolkenlücke fällt, kommt jetzt auch Licht in ihren düsteren Alltag. Am nächsten Tag bemerken Salis Eltern das Ausmaß ihres Elends, Sali jedoch fühlt sich "unsäglich reich", da er Vrenchen gesehen hat. Sali schleicht zum Haus des Marti und wartet auf Vrenchen. (S.38 / Z.18 - 30) Sie verabreden sich am wüsten Acker und gehen gemeinsam spazieren. Dabei treffen sie zum ersten Mal den schwarzen Geiger, erinnern sich an ihre Kindheit, albern herum und sind überglücklich. Sie tauschen miteinander Zärtlichkeiten aus. Als Sali davon spricht, dass Vrenchen einst seine Frau werde, bricht Vrenchen in Tränen aus. (S.46 / Z.17 - 20) Vrenchens Vater Marti überrascht die Beiden und schlägt seine Tochter. Daraufhin schlägt Sali Marti nieder. Vrenchen schickt Sali ins Dorf, um Hilfe zu holen. Tränenüberströmt ruft sie aus: "Es ist aus, es ist ewig aus, wir können nicht zusammenkommen!" (S.48) Dabei stößt sie Sali von sich.
Vrenchens Vater kommt ins Irrenhaus, Vrenchen ist nun ganz allein. Sali überrascht Vrenchen zu Hause, sie berichten einander vom Elend ihrer Väter und führen auch ein Gespräch über ihre Zukunft. Sie denken beide, dass sie ohne den anderen nicht leben könne. Doch Vrenchen denkt auch an den Unfall und ist sich sicher, dass dies kein guter Grundstein für eine glückliche Ehe sein kann. (S.52 / Z.17 - 22) Als Sali Vrenchen antwortet, ist zum ersten Mal zwischen den Beiden vom Tod die Rede. (S.52 / Z.26 - 28)
Vrenchen will wenigstens einmal, bevor sie das Haus verlassen muss, mit Sali tanzen gehen und fröhlich sein. Sie möchte mit ihm ein Kirchweihfest besuchen, das in einem nahegelegen Dorf am Sonntag stattfinden soll, wo sie niemand kennt. Erneut reden die Beiden vom Tod. (S.54 / Z.17 - 20) Aber die Freude auf den nächsten Tag verscheucht die Zukunftssorgen. Am nächsten Tag ziehen Sali und Vrenchen los, beide besitzen kein Zuhause mehr, Vrenchen, weil sie nun kein Dach mehr über dem Kopf hat, und Sali, weil die verkommene Schenke kein Ort ist, wo er sich wohl fühlen kann. Sie kehren in ein Gasthaus ein, in dem sie zu Mittag essen und sich an der sauberen und schön eingerichteten Stube erfreuen. Die Wirtsfrau hält sie für ein junges Brautpaar, das auf dem Weg zur Trauung ist. Die Beiden halten sich lange im Wirtshaus auf, "wie wenn sie zögerten und sich scheuten aus der holden Täuschung herauszugehen." (S.69) Endlich ziehen sie doch weiter, im nächsten Dorf auf dem Kirchweihfest schenken sie sich gegenseitig Lebkuchen und jeder kauft heimlich für den anderen einen Ring. Sali und Vrenchen sind so miteinander beschäftigt, dass sie nicht bemerken, wie immer mehr Menschen aufmerksam auf sie werden, denn auch Bewohner ihres Heimatdorfes sind da. Endlich erwachen sie aus ihren Träumen und bemerken die gaffenden Leute.
Sali schlägt Vrenchen vor, ins Paradiesgärtchen zu gehen. Dort treffen die den schwarzen Geiger wieder. Sali und Vrenchen tanzen bis in die Nacht hinein. Als die Musik für eine Weile verstummt, treten die Beiden vors Haus, Vrenchen sagt weinend: "Wir können nicht zusammen sein und doch kann ich nicht von dir lassen, nicht einen Augenblick mehr, nicht eine Minute!" (S.78) Da bietet der schwarze Geiger seine Hilfe an und rät ihnen, sich ihm und seinen Leuten anzuschließen. (S.80 / Z.17 - 28)







In einer "spaßhaften Zeremonie" vollzieht der Geiger eine Trauung im Wirtshaus. Irgendwann bricht die Gesellschaft auf, um "das Brautpaar" zu ihrem Dorf zu geleiten. Auf dem Unglücksfeld hält Sali Vrenchen zurück, während die anderen weiterziehen. Sali sagt zu Vrenchen: "Diesen sind wir entflohen, ...aber wie entfliehen wir uns selbst? Wie meiden wir uns?" (S.83) Vrenchen fällt plötzlich der Ring ein, den sie auf dem Jahrmarkt gekauft hat. Sie stecken sich gegenseitig die Ringe an die Finger, und Vrenchen bittet Sali, für einen kurzen Augenblick so zu tun, als seinen sie Mann und Frau. Die Spotttrauung des Geigers ist damit aufgehoben und durch eine für sie gültige ersetzt. Sali faßt nun in Worte, was beide unbewußt für sich entschieden hatten: "Wir halten Hochzeit zu dieser Stunde und gehen dann aus der Welt." (S.85) Als Brautbett dient ihnen ein mit Heu beladenes Schiff, das am Ufer liegt. "In wilder Laune" bindet Sali es Los. Dort halten die Beiden Hochzeit. Am Morgen gleiten Sali und Vrenchen einander umarmend ins Wasser.

Verlauf der Beziehung zwischen Sali und Vrenchen



Zeit ihrer Tanz ums Feuer Zeit ihrer Wiedertreffen Tod
Kindheit auf dem Trennung beim Streit auf
Unglücksfeld der Brücke

Die Freundschaft zwischen Sali Die Liebe zwischen Sali und Vrenchen
und Vrenchen in der Kindheit

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