Sioux - die Suche nach der Vision

Gröber Stefanie, 6a 1998/99
SIOUX - DIE SUCHE NACH DER VISION[1]

Die Grundlage der Sozialstruktur der Sioux bildete die Großfamilie, die Tiyospe. Man glaubte an einen beseelenden, allmĂ€chtigen Gott: Wakan Tanka, oder auch "Das große Geheimnis". Man ging davon aus, dass der Mensch Macht brauche, um erfolgreich zu sein, und Kraft war fĂŒr sie etwas ÜbernatĂŒrliches. Wakan Tanka, das Große Geheimnis, war ĂŒberall anwesend und hatte die ganze Macht. Seine Energie gab Wakan Tanka an Tiere wie Adler, Falken, Schwalben, Wapitis, Hirsche und Bisons weiter, die somit eine Gottheit darstellten. Durch diese Vermittler oder durch Wakan Tanka selbst erlangte der Mensch Macht. Man vermutet auch, dass die Sioux diesen Tieren aufgrund ihrer privilegierten Position und ihrer besseren AnpassungsfĂ€higkeit an die Natur neidisch waren. Die Sioux waren sich einig darĂŒber, dass ihr Überleben von der Umgebung in der sie lebten abhing und versuchten deshalb eine Verbindung zu ihr aufzubauen. Sie wollten den Sinn ihres Daseins und ihres Tuns verstehen, mit vollkommener Hingabe riefen sie Tiere als Abgesandte der Götter an, baten sie um FĂŒhrung und Hilfe in allen Dingen und versuchten die Verbindung durch Opfer und TĂ€nze zu stĂ€rken. Nur rein hielten sie sich fĂŒr fĂ€hig Verbindungen aufzubauen, und deshalb kam es zum Ritus mit den SchwitzbĂ€dern. Ein Medizinmann musste diese Zeremonie leiten. Macht kam aber auch in TrĂ€umen und Visionen zum Menschen. Schon Kinder hatten TrĂ€ume im Schlaf, in denen ein Tier zu ihnen sprach und ihnen in rĂ€tselhaften Worten von der Macht und ihren Verpflichtungen erzĂ€hlte, und es galt als eine Auszeichnung, schon als Kind von solchen TrĂ€umen heimgesucht zu werden. Ein Traum verlangte oft, dass man eine Wahl traf, und von der Entscheidung des TrĂ€umers konnte es abhĂ€ngen, was man im spĂ€teren Leben aus sich machen wĂŒrde. In vielen FĂ€llen stellte man Kinder einem praktizierenden erwachsenen TrĂ€umer vor, der die Kinder dann beratschlagte. Der Medizinmann nahm den höchsten Rang des TrĂ€umers an. MĂ€nner konnten auch durch ein viertĂ€giges Fasten auf der Kuppe eines HĂŒgels oder durch das Hineinstoßen von SpĂ€nen in die Brust zu Macht gelangen.
Die Geschichte von Black Horse
Black Horse hatte vom Donner getrĂ€umt und war erschreckt, denn vom Donner zu trĂ€umen bedeutete Wakan zu sehen. Es war bekannt, dass wenn man dieses Zeichen mißachtete, man vom Blitz erschlagen werden wĂŒrde. Der Traum zwang Black Horse dazu, Heyoka zu werden, von dem man erwartete, gegen die Natur zu handeln und der Narr fĂŒr alle zu sein. So ging er zu einem alten Heyoka, der ihm zusagte sein Schirmherr in seiner Ausbildung zum TrĂ€umer des Donners zu sein. Eine ganze Nacht lang wurde nun ein Schwitzbad abgehalten. Dann gingen sie zusammen zur "Visisionsgrube" auf der Kuppe eines HĂŒgels, wo Black Horse alleine gelassen wurde. Vor der DĂ€mmerung fragte ihn eine Stimme vom Himmel, was er wĂŒnsche, und Black Horse gab zur Antwort ein Medizinmann werden zu wollen. Die Stimme sagte ihm, dass er die Kraft dazu hĂ€tte, die Zeremonie zu Ende zu bringen. Die Stimme seines Großvaters gab ihm zu erkennen, dass er nichts ĂŒbertreiben soll. Dann zeigte ihm sein Großvater seine Vorfahren. Diese sprachen ihm gegenĂŒber ihr Vertrauen aus und trugen ihm auf nichts von dem Gesehenen weiterzuerzĂ€hlen. Plötzlich befand er sich wieder in seiner Grube. Dann wurde er wieder abgeholt, und die versammelten Heyokas deuteten seinen Traum. Black Horse schlief nun im Reinigungszelt und nahm in den nĂ€chsten Tagen drei SchwitzbĂ€der. Nun wurde ihm klar, welches Leben er vor sich habe: er musste, um als DonnertrĂ€umer verehrt zu sein, mit seinen HĂ€nden aus kochendem Wasser Fleisch schöpfen, und hatte auch sonst kein rosiges Leben vor sich. Nicht nur DonnertrĂ€umer, auch andere TrĂ€umer mussten schwierige Aufgaben bestehen, und man erprobte ihre Macht unter anderem bei öffentlichen AnlĂ€ssen.
Der Weg zum Medizinmann
Diejenigen, die schon frĂŒh TrĂ€ume und Visionen hatten und auch Interesse zeigten ein Medizinmann werden zu wollen, mussten nun einen Eingeweihten fragen, ob er ihr Lehrer sein wolle. Von ihm erhielten sie dann Weisungen, die sie auf den Sonnentanz vorbereiten sollten. Einen Sonnentanz zu tanzen war von großer Bedeutung und jeder TĂ€nzer wurde als einflußreiche Quelle der Macht angesehen Diese Zeremonie dauerte zwölf Tage, in denen man sich der Vorbereitung, dem Kennenlernen, dem Bisontanz sowie dem Heiligen Tag der Gefangennahme des "Feindes", der Pappel, hingab. Dann wurde das Tanzzelt vorbereitet, dessen Standort die MedizinmĂ€nner bei Einbruch der Nacht weihten. Am nĂ€chsten Tag wurden nun den AnwĂ€rtern die HĂ€nde und FĂŒĂŸe mit roten und die Schultern mit blauen Streifen bemalt. Dann brachte der Medizinmann noch das Zeichen des jeweiligen Schutztieres des TĂ€nzers mit. Er nahm einen Bisonkopf und fĂŒhrte so die Prozession vom Zeremonientipi bis an den Schatten des Tanzzeltes an. Im Schatten durften Lehrer, TĂ€nzer, SĂ€nger, Helferinnen aber auch auserwĂ€hlte Frauen, MĂ€nner und Eltern sitzen. Nun wurde eine Pfeife durch die Reihen der Anwesenden gegeben. Die Vorbereitungen fĂŒr den eigentlichen Sonnentanz waren hiermit abgeschlossen. Als Vorstufe galt der Bisontanz. Die TĂ€nzer tanzten rund um und mit dem BisonschĂ€del und wurden von da an als BisonmĂ€nner verehrt. Danach wurden die Kinder, die ihre Ohren durchstochen bekommen sollten, auf die Salbeilager gebettet. Die MĂŒtter forderten die MĂ€nner auf, den Eingriff vorzunehmen. Diese begannen nun von Heldentaten zu erzĂ€hlen, die ihnen das Recht gaben, die Operation vorzunehmen, und erinnerten die Eltern an ihre Pflicht, die Kinder nach den GebrĂ€uchen der Sioux aufzuziehen. Dann durchstachen die MĂ€nner mit einem spitzen Messer das OhrlĂ€ppchen, welches zuvor auf einem Holzblock aufgelegt worden war. Durchstochene Ohren galten als ein Zeichen des Vertrauens, welches man in die Lebensweise der Sioux setzte. Nach dieser Prozedur baten die AnwĂ€rter jene MĂ€nner, die den Sonnentanz schon getanzt hatten, die Rolle der FĂ€nger zu spielen. Dann verkĂŒndete jeder AnwĂ€rter die Taten, die ihn zur AusĂŒbung seiner Rolle berechtigten. Jetzt griffen die FĂ€nger die Kandidaten in einem Scheinkampf an und nahmen sie symbolisch gefangen. Nun folterte jeder FĂ€nger unter dem Gesang von Siegesliedern sein Opfer rituell, indem er ihm ins Fleisch stach. Denjenigen, die den Tanz "Starre auf den Sonnenbison" tanzen wollten, wurde die Haut unter dem Schulterblatt angehoben und ein Schnitt gemacht, durch den ein Holzspan gesteckt wurde. An ihm wurden Seile angebracht, an denen mehrere BisonschĂ€del hingen. AnwĂ€rter fĂŒr den Tanz "Starre gepfĂ€hlt in die Sonne" bekamen an RĂŒcken und Brust Hölzer durch das Fleisch gestoßen und in die Mitte von vier HolzpfĂ€hlen gestellt. FĂŒr den Tanz "Starre aufgehĂ€ngt in die Sonne" wurden nur an der Brust Hölzer angebracht, durch die sie an PfĂ€hlen aufgehĂ€ngt wurden. WĂ€hrend diesem Vorgang sangen die Gefolterten trotzige Lieder. Dann wurden von den TĂ€nzern die verschiedenen TĂ€nze getanzt. Nach Einbruch der Dunkelheit begannen sich die MĂ€nner zu befreien, und vielen wurde dabei von ihren Freunden geholfen. Wenn man jedoch in Ohnmacht fiel, errang man die niedrigste Anerkennung. Am ehrenvollsten war es, sich alleine loszureißen. Hiermit war nun der Sonnentanz vollendet. Die Narben, die von den HolzspĂ€nen zurĂŒckblieben, galten als Ehrenzeichen. Die MĂ€nner galten nun als ehrwĂŒrdig und mĂ€chtig, auch wenn sich ihre Macht auf Anweisungen beschrĂ€nkte und die FĂ€higkeiten dieser MĂ€nner meist spezialisiert waren: entweder heilten sie bestimmte Krankheiten oder Verletzungen oder sie stellten Talismane her. Krankheiten waren fĂŒr die Sioux ganz beĂ€ngstigende Angelegenheiten. Man sprach den Krankheiten verschiedene Ursachen zu. Furunkel kamen angeblich vom Verzehr von GĂ€nseeiern, Frostbeulen enstanden durch das Anhauchen einer Person durch den alten Mann des Nordens, Wazija. Auch Geister wurden ausgetrieben, aber dies verlangte den uneingeschrĂ€nkten Glauben des Patienten an die vollkommene Verbindung des Medizinmannes mit dem ÜbernatĂŒrlichen. Die Heilung ging durch Beschwörungsformeln von statten, welche die Geister erschrecken sollten. Der Medizinmann hatte auch die Aufgabe Streitigkeiten in der Gruppe zu regeln. Der Traumkult war von religiöser fĂŒr die Sioux. Es gab auch keine Trennung zwischen dem persönlichen BedĂŒrfnis und dem GruppenbedĂŒrfnis, und GebrĂ€uche waren Generationen hindurch bestĂ€ndig.
Ausarbeitung v. Gröber Stefanie, 6a 1998/99, im Rahmen d. Wahlpflichtfaches Geographie u. Wirtschaftskunde;
Aus: R.B. Hassrick, "Das Buch der Sioux", Weltbildverlag, Kap. 12, S. 157 - 186

SIOUX - Die Suche nach der Vision

Die Sioux glaubten an einen allmĂ€chtigen Gott namens Wakan Tanka, durch den sie Macht erlangen konnten. Diese Macht bekamen sie durch Tiere vermittelt, was der Grund fĂŒr die gottĂ€hnliche Verehrung von Tieren wie Adlern, Falken, Wapitis, Bisons ect. war. Auch durch TrĂ€ume, Visionen, viertĂ€giges Fasten auf der Kuppe eines HĂŒgels sowie durch schmerzhafte HolzspĂ€ne im Körper erlangten die Sioux ihre Macht. Der Traumkult war von religiöser Bedeutung fĂŒr die Sioux, und von TrĂ€umen konnte der Verlauf des spĂ€teren Lebens abhĂ€ngen, da ein Traum fast immer eine Entscheidung abverlangte. TrĂ€umer mussten immer wieder bei öffentlichen AnlĂ€ssen ihre FĂ€higkeiten beweisen, um ihre Stellung zu rechtfertigen. Der Medizinmann nahm den höchsten Rang des TrĂ€umers ein, er hatte aber auch fĂŒr die Harmonie in der Gruppe zu sorgen und Krankheiten zu bekĂ€mpfen. Um Medizinmann werden zu können musste man schon frĂŒh TrĂ€ume und Visionen haben. Mit einem Lehrer wurden dann die Vorbereitungen fĂŒr den Sonnentanz getroffen. Man unterteilte den Sonnentanz in drei verschiedene Arten, die von der GrĂ¶ĂŸe der Wunden, die den AnwĂ€rtern des Medizinmannamtes zugefĂŒgt wurden, abhingen. Diese Wunden hinterließen Narben, die nun als Ehrenzeichen galten. Daraufhin spezialisierten sich nun die MĂ€nner entweder auf das Heilen von bestimmten Krankheiten oder auf das Herstellen von Talismanen.


[1] R.B. Hassrick, "Das Buch der Sioux", Weltbild Verlag, Augsburg 1992, Kap. 12, Seiten 257 - 286

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