Ökosystem Wald

Unser Wald, der knapp die Hälfte Österreichs bedeckt, hat sein Aussehen
im Laufe der Zeit immer wieder verändert. Nach dem Abschmelzen der
Gletscher vor etwa 20.000 Jahren eroberte er das ganze Land
explosionsartig rasch. Er war einmal Steppentundra, armseliger
Birken - Kiefer - Wald, üppiger Eichenwald, dann wieder
Fichten - Tannen - Buchen - Wald.
Er hat unser Land vor Abtragung und Erosion bewahrt. Heute kann man nur
mit sehr viel technischem Aufwand einen ähnlichen Schutz gegen
Naturereignisse gewährleisten. Der Wald aber war damals nicht nur der
Freund des Menschen, er stand auch seinen Interessen entgegen. Rodungen
haben den Waldanteil während des Mittelalters von 80% auf heute etwa 45%
zurückgedrängt.

Gerodet wurde um Futterflächen und landwirtschaftliche Nutzflächen zu
erlangen. In Steillagen bewirkte dies, dass heute 2/3 aller Lawinen aus
ehemaligen Waldgebieten losbrechen.

Man hat schon vergessen, dass es um die Wende zum 18.Jh. die erste
Energiekrise gegeben hat, die einen reine Brennholzkrise war.
Großgrundbesitzer nutzen das Holz für private Zwecke und die Menschen
hatten kein Brennholz mehr. Damals ging der Mensch zum ersten Mal an die
Grenzen seiner Energieressourcen, dabei machte die Forstwirtschaft im
letzten Jh. den einzigen wirklich gravierenden Fehler in ihrer
Geschichte. Sie glaubte nur die Fichte könne mit der Landwirtschaft
vergleichbare Erträge bringen und setzte sie dorthin wo sie von Natur
aus nicht hingehörte, noch dazu als Monokultur. Folge waren
Bodenverschlechterungen und instabile Waldbestände.



Glücklicherweise wurde nur ein kleiner Teil des österr. Waldes von
dieser falschen ökonomischen Maximierung erfaßt; die Nachfrage nach
Brennholz ging zurück und das Holz wurde als anderer Faktor wichtig.
Waren es 1800 noch 90% des Einschlages, die fürs Heizen verwendet
wurden, sind es heute nur mehr 10 - 15% des Holzes.

DIE FUNKTIONEN DES WALDES: Waldfunktionen sind definiert in die Nutzung,
Schutzwirkung, Wohlfahrtswirkung und Erholungswirkung.

Nutzwirkung: Holz ist ein universeller Baustoff, leicht zu verarbeiten,
stabil, wärmedämmend und umweltfreundlich. Außerdem einer der wenigen
erneuerbaren Rohstoffe. Bei lautlosen Erzeugungsprozessen wird als
einzige Emission Sauerstoff freigegeben, solange der Wald gepflegt wird
bleibt er fruchtbar, Abfälle die bei der Erzeugung entstehen werden
unverzüglich neu aufbereitet, wenn es einmal die Funktion als Baustoff
erfüllt hat gibt’s keine Probleme bei der Entsorgung. Es ist dann immer
noch ein hochwertiger Brennstoff und könnte auch einmal in weiten
Bereichen Erdöl ersetzen.
Jährlich wachsen 20 Millionen Vorratsfestmeter Holz zu und wenn man
davon ausgeht, dass ein Festmeter 500 kg Holz wiegt, dann produziert der
Wald jährlich an die 10 Millionen Tonnen Holz, dass ist an Gewicht rund
1,6 Mal mehr als in Österreich Erdöl verbraucht wird.

Die Schutzwirkung: Da hat es ein Projekt in den USA gegeben, wo ein
geschlossenes Laubwaldgebiet fünf Jahre lang unbehandelt beobachtet
wurde. 26% der Fläche wurde dann gerodet und als Ackerland genutzt, 44%
wurden Weiden, die restlichen 30% blieben Wald. Die Folgen zeigten sich
drastisch, da der Abfluß in den folgenden 5 Jahren um 95 mm stieg und
die Erosion stieg von 1,8t Kies und Sand auf 200t an. Das glaube ich
zeigt eindrucksvoll welche schutzwirkende Funktion der Wald für uns alle
hat.

Die Wohlfahrtswirkung: Der Wald ist für unseren Wasserhaushalt maßgebend
verantwortlich, wir beziehen aus ihm hochwertiges Trinkwasser. Außerdem
ist er ein großer Filter, der die Atemluft reinigt, aber er reinigt
nicht nur die Atemluft, sondern filtert auch Schadstoffe, die ihm aber
in erster Linie selber schaden. Wir haben die Wohlfahrtswirkung in
Anspruch genommen, ohne zu bedenken, dass dabei der Wald mit seiner
Gesundheit und sogar mit seinem Leben bezahlen musste.

Die Erholungswirkung: Der Wald bietet ideale Voraussetzungen zur
Erholung; es ist still, man ist der Natur sehr nahe und hat Landschaft
zum Wandern.
Unser Land mit einer Gesamtwaldfläche von 3,7 Mio. ha (, dass sind
44,8%) eines der Waldreichsten Länder Europas. Angeblich steigt die
Waldfläche an, obwohl in den Jahren 1976 - 1986 rund 1400 ha Wald gerodet
wurden.
¾ des österr. Waldes sind Wirtschaftswald, 21,9% sind Schutzwald. Diese
Verhältnisse sind in den alpinen Bundesländern natürlich anders
verteilt. Die Fichte ist in Österreich der weit - verbreitetste Baum,
leider oft schon als unnatürliche Monokulturen.

Natürlich gibt es auch Immissionsschäden, mit denen der Wald zu kämpfen
hat. Doch das Ökosystem hat versucht sich anzupassen. Bis ins 18. Jh.
deckte der Wald einen Großteil des Energiebedarfes, die Kohle hat dir
letzten Lücken geschlossen, aber in eine neue Abhängigkeit geführt.
Schäden, nämlich erste wissenschaftlich bewiesene Rauchschäden waren
eher punktuell, aber in Mitteleuropa häuften sich die Meldungen über
Tannensterben.
Die Luftverunreinigung wurde immer stärker und wirkte auf zwei Arten. Es
gibt eine direkte Schädigung an Nadeln und Blättern, wobei
lebenswichtiges Chlorophyll zerstört wird. Trockenschäden sind die
Folge.
Die zweite Wirkung führt über die Akkumulation im Ökosystem zu
Langzeitschäden.

Ursachen für das Waldsterben sind

1. Das Schwefeldioxid, das auf die Assimilationsorgane wirkt und
langfristig zu einem Versauern des Regens führt. (In Ö. werden rund
300000 Tonnen SO2 abgegeben).
2. Stickoxide können direkt auf Sproßorgane der Pflanzen wirken. Unter
dem zusätzlichem Einwirken von Sonnenstrahlung kann aus den Stickoxiden
und Kohlenwasserstoffen sogenannte Photooxidantien entstehen, wie zum
Beispiel das Ozon. Durch das gleichzeitiges Einwirken von Schadstoffen
ist eine Diagnose und Grenzwertfeststellungen besonders schwierig.
3. Schwermetalle schädigen den Wald ebenfalls, aber treten nur lokal
auf. Hier ist natürlich problematisch wenn die Schwermetalle zum
Beispiel durch Pilze in die Nahrungskette gelangen.

Schnee - und Nadelanalysen zeigen uns sehr deutlich, dass wir selbst die
Verursacher sind. Wir dürfen die Schuldigen nicht jenseits unserer
Grenzen vermuten, obwohl die sicherlich auch in Sachen Umwelt nicht
besser sind.

In den 60er Jahren gab es in der Umgebung von Hochfilzen ein punktuelles
Waldsterben, dass eine Fläche von 2000 ha erfaßt hatte. Obwohl
keineswegs der ganze Wald zerstört wurde, häuften sich Steinschläge und
Lawinen aus den bewaldeten Steilhängen. Um 1959 wurde dort nämlich ein
Magnesitwerk errichtet.
Damals hat man noch geglaubt Umweltschäden durch hohe Schornsteine
vermeiden zu könne. Doch bereits in den frühen sechziger Jahren sind in
der Umgebung 1100 ha Waldfläche zerstört worden, die Anzahl der toten
Bäume häufte sich und Muren, Steinschläge und Lawinen drangen bis zu den
Straßen vor. Das Werk musste 32 Millionen bezahlen, erst dann erst
wurden Maßnahmen zur Verminderung der Verschmutzung unternommen. Der
jährliche Ausstoß von 2000t Schwefeldioxid wurde auf 20t reduziert. Bis
heute hat sich das Ökosystem nicht vollständig von dieser Sünde des
Menschen erholt.

Im Gesamten ist unser Wald aber noch ein relativ intaktes Ökosystem, das
gegenüber biotischen Schädigungen eine gewisse Resistenz besitzt, weil
das Selbstregulierungsvermögen noch intakt ist. Durch Immissionen wird
der Wald anfälliger gegenüber Pilzen und Insekten, das wiederum
erfordert Spritzmittel die den Wald in der Folge wieder schwächen. Durch
diesen Kreislauf erleidet der Wald unheimliche Schäden im
Selbstregulierungsvermögen.
Das kann nicht so weitergehen, denn der Wald ist Frühwarnlinie der
menschlichen Gesundheit und diese muss verteidigt werden. Dabei ist die
Politik der hohen Schornsteine keine gute Lösung;
dabei muss man die Hoffnung aufgeben immisionsresistente Arten züchten
bzw. klonen zu können;
dabei ist es auch keine Alternative das Ökosystem großflächig zu kalken
und zu düngen;
und dabei kann man einen Schonbezug für Pflanzen, der versprüht wird nur
als schlechten Aprilscherz nehmen.

Das einzig brauchbare Konzept ist daher Emissionsvermeidung an deren
Quellen und sparsamer Umgang mit der begrenzt vorhandenen Energie.
Zur Emissionsvermeidung gehört die Verwendung schwefelarmer
Energieträger.
Rauchgasentschwefelung beruht auf der chemischen Grundformel, dass
Säuren durch Laugen neutralisiert werden können.
Ein Leben ohne Wald wäre unrealisierbar, das Ökosystem Wald war schon
immer Heimstätte für einer Vielzahl von Lebewesen, die vom Wald leben,
Pflanzenfresser ihrerseits sind wieder Beute für die Räuber.

Der Mensch hat dieses Gleichgewicht gestört, indem er das Großraubwild
ausgerottet, den Winter durch Fütterung entschärft und medikamentöse
Krankheitsbehandlung in den Jagdrevieren eingeführt hat.
Der Schalenwildbestand ist aber in den letzten Jahren dramatisch
gestiegen, dass ist dadurch zu beweisen, dass immer mehr
Vorratsfestmeter Holz Schalenschäden aufweisen. Vor allem sind es
jüngere Stämme, die durch Rotwild abgeschält wurden.

Was man aber auch nicht außer Acht lassen darf ist das Problem der
Rodungen, die zum Sicherheitsrisiko geworden sind.
Der größte Teil der Rodungen der letzten Jahre wurde für Skiabfahrten,
Strassen und Seilbahnen benötigt.
Wegen der schlechten Wasserspeicherungs - kapazität des Bodens ist auf
Skiabfahrten schon bei einer Niederschlagsmenge von 10mm ein
Oberflächenabfluss zu erwarten. In einer Höhenlage dauert es außerdem
mehrere Jahrhunderte bis sich der Boden zu der ursprünglichen Wiese
entwickelt.
Heute erweist es sich noch dazu als Irrtum, dass Skifahrer breite
Trassen benötigen, sie suchen das Erlebnis abseits der Pisten und im
Sommer sieht man dann die hinterbliebenen Schäden an den Baumwipfeln.

Und zu guter letzt noch ein anderer Rodungsschwerpunkt in den letzten
Urwäldern Europas, den Auwäldern, eine Heimat vieler Arten.

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