Die Judenbuche

Annette von Droste - Hülshoff wurde am 10. Januar 1797 geboren. Da sie schon als Kind sehr kränklich war, entdeckt sie recht bald ihr Interesse für die Literatur und beginnt erste Gedichte und Briefe zu schreiben. Geführt von Matthias Schückmann, ihrem geistgen Mentor, verfasst sie in den folgenden Jahren das Dramenfragment "Berta", das Epos "Walter" und die "Novelle" Ledwina. Durch den Tod ihres Vaters 1826 ändert sich jedoch ihr bis dahin recht behütetes Leben. Im Jahre 1832 lernt sie Levin Schücking kennen, der ihr bis zu ihrem Tod ein guter Freund und geachteter Kollege bleibt. In den Jahren 1837 - 1841 unterstützt er sie auch bei der Arbeit an der "Judenbuche", ihrem wohl bekanntesten Werk. Die Zeit der gemeinsamen Arbeit am Bodensee im Oktober 1841 darf wohl als ihre glücklichste Zeit bezeichnet werden. Trotz der Unmöglichkeit einer Beziehung zwischen den beiden aufgrund des unterschiedichen Standes ist Droste - Hülshoff geschockt, als Schücking Luise von Gall heiratet. Trotzdem bleiben die beiden bis zum Tod von Annette von Droste - Hülshoff 1848 gute Freunde. Levin Schücking sorgt dafür, dass ihre Werke weiterhin veröffentlicht werden. Als eine der großen Schrifstellerinnen der Romantik ist sie noch heute auf unseren 20 - DM Scheinen abgebildet.

Annette von Droste - Hülshoffs Novelle "die Judenbuche" handelt von dem Leben des Friedrich Mergel, der einen Mewnschen getötet hat, und mit dieser Schuld nicht leben kann, so dass er sich schließlich umbringt.
Friedrichs Mutter wartet auf ihren Sohn, der eigentlich schon längst von einem Besuch bei ihrem Bruder Simon zurückgekehrt sein sollte. Sie verwechselt dann jedoch Friedrich mit dem unehelchen, nicht anerkannten Sohn ihres Bruders Simon, Johanes Niemand. Dennoch benerkt sie recht bald, dass sich ihr Sohn grundlegend verändert hat; aus dem vorher schüchernen Kuhhirten ist ein selbstbewusster, fast schon hochmütiger junger Mann geworden.
Friedrich, der als kleiner Junge schon sehr unter dem Gefühl der Zurücksetzung durch adere leidet, reagiert sehr empfindlich darauf, das die anderen Kinder schlecht über seinen Vater reden; er ist teilweise sehr agressiv und reizbar(S.12, Z.3f). Jedoch beschreibt sein Onkel ihn als "schlau und gewichst" (S.13, Z.1) und als "Junge wie’n Reh" (S.13, Z.11). Freidrich ist schon damals sehr stolz auf seine schönen blonden Locken, die im Gegensatz zum Rest seines Äußeren sehr gepflegt sind.
Im Alter von 12 Jahren zeigt sich jedoch, dass sich Friedrich durch die viele Zeit, die er gemeinsam mit dem Onkel verbracht hat, sehr stark verändert hat. Er hat sein früheres träumerisches Wesen vollständig abgelegt, stattdessen ist sein Auftreten jetzt fest und selbstbewusst (S.21, Z.19ff). Auch von den anderen Jugendlchen wird er jetzt akzeptiert, da er sich zum hübschen und gewandten jungen Mann gewandelt hat (S.21, Z.31ff). Auch durch seine gemeinsame Arbeit mit dem Onkel hat er ein gewisses gesellsschaftliches Ansehen erlangt. Im Alter von 18 Jahren ist Friedrich ein eitler junger Mann, der viel Wert auf sein Äußeres legt, und dem es gar nicht gefällt, wenn er finanziell nicht mit seinen Altesgenossen mithalten kann (S.22, Z.20ff). Nach außen hin gibt sich Friedrich als der Dorfelegant, zu Hause ist er jedoch faul und nachlässig (S.22, Z.23). Zu dieser Zeit spricht der Erzähler schon von einer "unglücklichen Wendung seines Charakters" (S.36,Z.13), da Friedrich sich nach und nach zum Partylöwen entwickelt, der keine Gelegenheit auslässt, sich selbst zur Schau zu stellen (S.36, Z.20f). Friedrich wird von diesem Zeitpunkt an nur noch negativ charakterisiert. Er wird zwar als "äußerst ordentlich, nüchtern, anscheinend treuherzig" (S.36, Z.26f) beschrieben, gilt jedoch auch als "listig, prahlerisch und oft roh, ein Mensch, an dem niemand Freude haben konnte,..."(S.36, Z.27f).
Von dem Zeitpunkt an, als er bei seinem Onkel wohnt, ändert sich sein Charakter unumkehrbar zum Negativen.
Die zu analysierende Texstelle ist teilweise auktorial, teilweise personal erzählt. Margrets Warten auf ihren Sohn wird auktorial beschrieben, ihre Gefühle werden hierbei deutlich gemacht. Von Z. 18 - Z. 33 wird die erzählte Zeit leicht gerafft dargestellt. Margrets Zeit des Wartens wird wird in Hypotaxen und sehr gehobener Stilebene erzählt; dadurch soll verdeutlicht werden, dass im Moment noch alles in Ordnung ist. Margret hat also noch keine Ahnung, dass sich ihr Sohn grundlegend verändert hat. Im zweiten Teil des Textstückes wird personal, aus Margrets Sicht erzählt. Hierbei decken sich erzählte Zeit und Erzählzeit, da fast nur in Dialogen gesprochen wird. Auffallend sind Margrets ständige elliptische Fragen, (z.B. S.17, Z.34), welche ein Zeichen für ihre Unsicherheit im Umgang mit dem Jungen ist, den sie für ihren Sohn hält. In den Dialogen werden hauptsächlich Parataxen, in den erzählten Teilen haupsächlich Hypotaxen verwendet. Hier taucht auch das Doppelgängermotiv auf; Margret verwechselt ihren Sohn mit Johannes Niemand. Dieses Motiv lässt sich auch später finden, als Friedrich auf sein " verkümmertes Spiegelbild" (S.18, Z.20), Johannes zugeht. Hier zeigt sich auch wieder Friedrichs Charakter, da er Johannes seine Holzschenvioline mit einer "Gönnermiene" überreicht.
Im letzten Teil des Textstücks (S.19, Z. 1 - 15) spricht wieder der auktoriale Erzähler. Es wird hypotaktisch gesprochen, wobei die erzählte Zeit immer noch kongruent mit der Erzählzeit ist. Wieder taucht das Judasmotiv auf; Friedrichs "Auge (zeigte) in fast glasartiger Klarheit zum ersten Male bestimmt den Ausdruck jenes ungebändigten Ehrgeizes und Hanges zum Großtun" (S. 19, Z.9ff). Dadurch wird nocheinmal verdeutlicht, dass Friedrich durch sein Zusammensein mit seinem Onkel Simon sich so ändert, dass es ihm später zum Verhängnis wird. Auch hier wird ausschließlich in sehr gehobener Stilebene erzählt.

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