Methoden der Hexenverfolgung

HEXEN

HEXENVERFOLGUNG

Einleitung

Hexe, ein eher negativ belastetes Wort, stammt vom mittelhochdeutschen Wort "Hagazussa" ( = Zaunreiterin). Damit meint man, die Hexe reite zwischen den Welten auf einem Zaun.
Die Wissenschaftler sind sich uneinig darüber, woher die Hexen und Hexer stammen. Einige behaupten sogar, das Hexentum bis in die Jungsteinzeit zurückreiche. Die ersten Hexen waren Priester, Hebammen, Lehrer und Schamanen in einem. Sie leiteten Rituale, kannten schmerzlindernde Pflanzen, halfen bei Tod oder Geburt und traten mit der Welt der Geister und Götter in Kontakt.

Hexenwahn

Der Hass und der Verfolgungswahn aus dem christlichen Glauben heraus, dass heidnische Erscheinungen den christlichen Glauben gefährden, war im Kirchenverständnis schon früh zu finden. Der Hexenwahn hat seine Ursprünge schon im 8. Jahrhundert. Damals wurde jedoch noch nicht die Hexe selbst, sondern der Glaube an die Hexe verurteilt, da dieser ein Bestandteil des heidnischen Aberglaubens war.
Noch im 10. Jahrhundert galt Zauberei nur als bürgerliches Verbrechen, war oftmals sogar hoch geschätzt, wohingegen Hexerei (Zauberei der Frau) schon als schlechte Tat im Dienste des Teufels angesehen wurde. Aber die Strafen gegen Hexerei waren noch selten und milde.
Aus dem Jahre 1074 stammt jedoch auch eines der ersten Zeugnisse einer Hexenliquidation:"Ein gewisses Weib stürzten sie - die Schergen des Gerichts - von der Höhe der Mauer hinunter und töteten sie durch Genickbruch. Sie warfen ihr vor, öfters Menschen durch Zauberei die Sinne verwirrt zu haben."[1] Verschiedene Rechtsbücher stellten bald danach die Zauberei unter Todesstrafe. Die Unterscheidung zwischen zaubernden Männern und Frauen fiel langsam weg, und zum neuen Feindbild wurden immer mehr die Frauen.
Im 13. Jahrhundert wurden zwei grundlegende Schritte getan: Die Kirche benutzte den Teufelsglauben als Motor des christlichen Glaubens und Verhaltens. Der Satan war der Gegenspieler Gottes, er war verantwortlich für alles negative wie zum Beispiel Krankheiten, Stürme und Missernten. Da man in den Hexen die Geliebten des Teufels sah, war es logisch dass man später sie für all diese Vorgänge zur Rechenschaft zog. Das Christentum wurden von Teufelsliteratur und Höllenschilderungen geradezu überflutet. Das Fest auf dem Sabbat, der Tanz auf dem Blocksberg und viele weitere bekannte Hexenmythen stammen erwiesenermassen aus teuflischer Literatur von angesehenen Theologen. Dann wurden sie den Verdächtigen im Verhör vorgeworfen und diese dann so lange gefoltert, bis die Behauptungen als Geständnis vorhanden waren. So wurden diese Phantasien zu festen Bestanteilen aller Ketzer und Hexenprozesse.
Zusätzlich wurde mit der Inquisition die erste schlagfertige Geheimpolizei geschaffen, die vorerst vor allem Ketzer und später auch Hexen verfolgen sollte. Das Prinzip war einfach: der Dominikanerorden (Dominikaner => lat. "domini canes" => dt. "Spürhunde des Herrn"), der direkt dem Papst unterstellt war, hatte die Befugnis überall einzugreifen, jedermann zu befragen und bei Verdacht zu verhaften. Das Verfahren war geheim und dem Angeklagten wurde kein Verteidiger zugestanden. Die Inquisitoren vereinigten Ankläger und Richter in einer Person und konnten so oft sie es für nötig hielten die Folter anwenden. Dadurch wurde von den Verdächtigen jedes Geständnis erpresst und kaum jemand entfloh aus den Fängen dieser unbarmherzigen Institution. Das Volk wurde dazu aufgerufen, Ketzer und Hexen zu melden und so steigerte sich der Massenwahn im Verlauf der nächsten 200 Jahren ins Unermessliche, so dass fast niemand mehr sicher war nicht plötzlich als Ketzer oder Hexer angeklagt zu werden, denn der Denunziant wurde gegenüber dem Verhafteten verschwiegen.
Hinrichtungen von Hexen makabere Volksfeste, die auf öffentlichen Plätzen aller Art stattfanden. Nahe dem Scheiterhaufen wurden sogar Buden aufgebaut. Manchmal wurden an die hundert Hexen an einem Tage verbrannt. Diese Vorführungen schürten Angst unter den Massen und untermauerten die Aussagen der Inquisitoren.
Im 15 Jahrhundert, genauer 1487 fand mit der Veröffentlichung des "Hexenhammers" (lat. "malleus maleficarum") durch 2 Dominikaner die Hexenjagd ihren traurigen Höhepunkt. Darin war eine komplette Darstellung aller Arten des Hexenglaubens, der verschiedenen Hexenzauber (und deren Aufhebung), der Folter - und Bestrafungsmethoden sowie viele weitere Anleitungen enthalten. Der gesamte Inhalt war auf das weibliche Geschlecht ausgerichtet und grösstenteils völlig aus der Luft gegriffen. Ein angesehener Jurist meinte einmal: "Könnten die Hexen all das was der Hexenhammer behauptet, so bräuchte ein Fürst keine Armee mehr zu unterhalten, er könnte sich damit begnügen, eine Hexe an der Grenze aufzustellen, um das feindliche Lager durch Hagel und sonstiges Unwetter zu verwüsten"[2] .Dank der Druckpresse und wurde die Verbreitung des Werkes gefördert und avancierte bald zur Bibel der Hexenverfolgung. Der Hexenhammer wurde bis 1669 in verschiedenen Sprachen 29 mal neu aufgelegt.

Die Rolle der Schweiz

In der Schweiz breitete sich der Hexenwahn nur langsam aus. Dies hat wohl auch viel mit der Beschaffenheit des Geländes und der weniger absolutistischen Regierungsform, bei der nicht immer über die Köpfe des Volkes hinwegregiert werden konnte, zu tun. Über die welsche Schweiz kam der Hexenprozess im 14. Jahrhundert aus Frankreich in die restlichen Ländereien. In Genf (unter der Leitung von Calvin) und in der Waadt wüteten die Inquisitoren jedoch noch stark und als die Hexenjagd auch in die Urkantone vorgedrungen war, hielt sie sich noch lange, als Zürcher und Berner den Glaube an Hexerei bereits als Idiotie abtaten. (Europas letzter Hexenprozess 1782 in Glarus).

Das Ende / Anna Göldin

Der Versuch, die gesamte Opposition gegen die Kirche mit einem Schlag zu vernichten, hatte keinen Erfolg, obwohl die Hexenverfolgung mehr Opfer als alle damaligen Kriege zur Folge hatte.
Die meisten Teile der Eidgenossenschaft, die Niederlande sowie England stellten im 17. Jahrhundert Hexenprozesse ein. 1745 fand in Frankreich die letzte Hinrichtung statt und 1775 stoppte auch Deutschland den Hexenwahn. Vorausgegangen waren die Aussagen verschiedener Aufklärer (z.B. Montesquieu, Voltaire), die sich gegen die Hexenverfolgung geäussert hatten. Das Zeitalter der Aufklärung öffnete den Leute die Augen.
Allgemein als letzter Hexenprozess in Europa gilt derjenige gegen Anna Göldin aus dem Jahre 1782, obwohl in Polen und in Südosteuropa erwiesenermassen noch Prozesse stattgefunden haben, ohne das Wort "Hexe" zu benutzen. Die damaligen Glarner Behörden wurden vom angesehenen Dr. Tschudi und seiner Familie, die in ihrer Dienstmagd Göldin eine Hexe sah, arg unter Druck gesetzt und so wurde das Verfahren niemals objektiv gestaltet. Auffallend ist, das in allen Schriften des Prozesses das Wort Hexe vermieden wird, da zur damaligen Zeit fast alle anderen Teile der Eidgenossenschaft die Hexenverfolgung längst gestoppt hatten und sie sogar als unmenschlich deklarierten.

Hexen heute

Trotz jahrhundertelanger Verfolgung existieren auch heute noch vereinzelt Hexen und Hexer. Sie praktizieren eine naturorientierte Religion. Es gibt viele verschiedene Gruppen von Hexen, die sich an verschiedenen Schriften und Personen orientieren. Eines haben sie jedoch gemeinsam: Moderne Hexenzirkel bringen weder Blutopfer, noch beten sie den Satan an (schwarze Schafe ausgeschlossen). Einige sprechen jedoch Flüche und Zauber aus, die jedoch meist nichts Böses beinhalten.

[1 ] Franz Rueb, Hexenbrände - Die Schweizergeschichte des Teufelwahns, 1995 Weltwoche - Abc - Verlag, Zürich
[2] Franz Rueb, Hexenbrände - Die Schweizergeschichte des Teufelwahns, 1995 Weltwoche - Abc - Verlag, Zürich

1112 Worte in "deutsch"  als "hilfreich"  bewertet