Drama

DRAMA

Kennzeichnung des Dramas:

Das Wort Drama kommt aus dem griechischen und bedeutet Handlung. Dramatik ist ein Sammelbegriff für eine Reihe verschiedene Gattungsformen.

Zu diesen Gattungsformen gehören:
Bühnenstück
Film
Fernsehspiel
Hörspiel

In einem Drama wird das geschehene nicht in der Rückschau erzählt, sondern von Rollenträgern durch Rede und Gegenrede dargestellt. Der Zuseher ist somit Zeuge der Aktionen, welche sich auf einem vorbereiteten Schauplatz ereignen.

Die sprechenden und spielenden Personen stehen in einer Konfliktsituation einander gegenüber. Daraus entsteht die dramatische Spannung. Der Urheber des Ganzen, der Dramatiker selbst ist von den Zuschauern nicht zu bemerken. Er spricht nicht zu ihnen, er hat vielmehr die Handlung in Gang gesetzt. Die Figuren handeln und sprechen aus ihrer Situation. Der Zuseher ist mit dem Geschehen unmittelbar konfrontiert. Oft wird eine Sache auf der Bühne verhandelt, eine Lebenssituation, Gedanken und Gefühle, Entscheidungen und Schuld.

Der Dramatiker hat verschiedene Ausdrucksmittel.
Sprache (aber auch das Schweigen)
Gestik und die Mimik
Bühnenbild / Schauplatz
Gegenstände
Beleuchtung


Sprachliche Ausdrucksformen des Dramas:

Die Sprache ist verschieden einsetzbar.
Dialog (zwei oder mehrere Rollenträger sprechen miteinander)
Monolog (ein Rollenträger spricht alleine)
Chor (mehrere sprechen zugleich den selben Text)

Das Wesen des Drama besteht darin, den zwischenmenschlichen Bezug vor Augen zu führen. Es geht im Drama primär um die Beziehung der Menschen zueinander. Aus diesem Grund ist der Dialog dasjenige Mittel, welches das Drama begründet. Der dramatische Dialog steht unter eigenen Gesetzen.
Friedrich Dürrenmatt erklärt das folgendermaßen:
Zwei Menschen sitzen zusammen, trinken Kaffee und sprechen über das Wetter, über die Politik oder über die Mode. Sie können dies noch so geistreich tun, so ist es doch noch kein dramatischer Dialog. Es muss etwas dazukommen was ihre Rede besonders dramatisch, doppelbödig macht. Weiß der Zuhörer, das sich in einer oder beiden Tassen Gift befindet, so wird durch diesen Kunstgriff das Gespräch zu einem dramatischen Dialog.


Unterschied beim Aufbau eines Dramas:

Schon das antike Drama hat zwei Aufbautypen entwickelt:

synthetische Drama (Zieldrama)
analytische Drama (Enthüllungsdrama)


Beim synthetische Drama schreitet die Handlung chronologisch fort.

Exposition (Einleitung)
Erregendes Moment (Art des Konfliktes wird klar)
Steigende Handlung (Konflikt spitzt sich zu)
Höhepunkt und Wendepunkt
Fallende Handlung (zeigt die Folgen der Tat, die Ausweglosigkeit der Situation)
Katastrophe (Held sühnt seine Schuld)


Beim analytische Drama liegt die entscheidende Tat bereits vor dem Beginn der Handlung. Die Handlung auf der Bühne soll die Tat aufdecken oder erklären. Grundmuster der analytischen Dramas sind der Prozeß und die Aufklärung durch einen Detektiv.

Beispiele:
Sophokles "König Ödipus"
Heinrich von Kleist "Der zerbrochene Krug"
H. Kipphardt "In der Sache J. Robert Oppenheimer"



Theaterform:

Die älteste Form des europäischen Theaters war das Freilichttheater der Griechen. Es war ursprünglich ein kreisrunder Tanzplatz (Orchestra) im Kultbezirk des Gottes Dionysos. Die Zuseher saßen im Halbkreis auf Erdwällen, später auf hölzernen Sitzreihen und schließlich auf Steinstufen um das Orchestra. Die großen antiken Theater boten bis zu 20 000 Personen Platz und hatten eine ausgezeichnete Akustik.
Im 15. Jahrhundert wurden die ersten Saalbühnen gebaut. Die Shakespearebühne bestand aus einer weit in den Zuschauerraum ragenden Vorderbühne und einer Hinterbühne mit Galerien. Theatergerät und Dekorationen gab es nur wenig, dadurch waren rasche Szenenwechsel möglich.
Die Kulissenbühne kam in der Barockzeit auf (17. Jahrhundert). Bühnenarchitekten errichteten pompöse, in die Tiefe reichende Kulissenwände, die Paläste und Parkanlagen vortäuschten. Eine aufwendige Bühnenmaschinerie erlaubte Versenkungen und Entschwindungen nach oben.

Das Drama lässt sich in Teilbereiche unterteilen.

klassisches Drama:
episches Theater:
absurdes Theater
Dokumentartheater
Volksstück
Reflexionstheater
Das klassische Drama:
(aristotelische Drama)

Dieses Drama unterteilt sich in drei Einheiten.

Einheit der Handlung
Einheit des Ortes
Einheit der Zeit

Einheit der Handlung verlangt eine Darstellung einer abgeschlossenen und ganzen Handlung. Jede Szene muss auf die vorangegangene logisch aufbauen. Ein Umstellen oder ein Entfallen einzelner Szenen zerstört die ganze Handlung.

Einheit des Ortes beruht darin, dass in den früheren Theatern die Bühnen nicht umbaufähig ausgelegt waren. Aus diesem Grund wurde der Schauplatz innerhalb eines Stückes nie gewechselt.

Die Einheit der Zeit ergab sich aus der in sich geschlossenen Handlung. Im Griechischen Drama durfte die dargestellte Handlung nicht länger als von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang dauern.

Nach der Auffassung von Goethe beruht das Tragische auf einem unausgleichbaren Gegensatz. Der Held der klassischen Tragödie gerät in eine ausweglose Situation und ist sich dieser auch bewußt. Die Tragik entsteht aus dem Umstand, dass der Mensch trotz der unbedingten Ausweglosigkeit sich entscheiden und handeln muss. Dadurch lädt er Schuld auf sich.




Das epische Theater:

Berthold Brecht (1898 - 1956) schlug mit dieser Art des Theaters neue Wege ein. Er wollte neue theatralische Mittel finden und dadurch das kritische Bewußtsein fördern. Brecht selbst nannte seine Stücke "Parabelstücke". Das Lehrhafte und die Aufklärung des Betrachters stehen im Vordergrund. Der Zuseher erhält eine Art Vorschau auf das kommende Geschehen und weiß somit worauf er achten soll. Diese Vorschau kann schriftlich erfolgen (Zwischenvorhang bei "Mutter Courage und ihre Kinder") oder es tritt ein Erzähler auf ("Kaukasischen Kreidekreis"), der außerhalb der Handlung steht und das Stück kommentiert. Er ist Vermittler zwischen Bühnengeschehen und Zuseher.

Werke von Brecht:
Mutter Courage und ihre Kinder.
Der gute Mensch von Sezuan
Leben des Galilei

Zur Schaffung kritischer Distanz arbeitet Brecht auch mit Verfremdungseffekten (V - Effekte).
Er verzichtet auf Kulissen und Requisiten, sondern er zeigt die Bühnentechnik. Im epischen Drama treten auch die Schauspieler bisweilen aus ihren Rollen heraus ("Der gute Mensch von Sezuan") um sich z.B. Vorzustellen. Weiters baut er Songs ein bei denen das Stück unterbrochen wird, und der Darsteller ein Lied über Betrachtungen allgemeiner Art vorträgt.

Durch diese V - Effekte vermeidet Brecht ein Aufgehen des Betrachters im Geschehen. Er soll sich nicht mit dem Stück identifizieren sondern dem Ereignis kritisch gegenüberstehen. Es soll vielmehr die Handlung als Beispiel verstanden werden, um daraus Erkenntnisse zu gewinnen.


Der Zuseher des dramatischen Theaters:

Ja das habe ich auch schon gefühlt
So bin ich
Das ist nur natürlich

Das wird immer so sein
Das ist große Kunst; da ist alles selbstverständlich
Ich weine mit den Weinenden
Ich lache mit den Lachenden

Der Zuseher des epischen Theaters:

Das hätte ich nicht gedacht
So darf man es nicht machen
Das ist höchst auffällig, fast nicht zu glauben
Das muss aufhören
Das ist große Kunst; da ist nichts selbstverständlich
Ich weine mit den Lachenden
Ich lache mit den Weinenden



Das absurde Theater:

Absurd bedeutet widersinnig, sinnlos. Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden vor allem in Paris Stücke, in denen die Autoren auf einen logischen Aufbau verzichteten. Die Situation des Menschen in unseren wirren Welt wird nicht in Dialogen als absurd bezeichnet, sondern die Darsteller reden und handeln absurd. Das widersinnige Thema selbst wird in der Form und der Sprache sinnlos dargestellt.

Vertreter:

Samuel Becket (Irland) "Warten auf Godot"
Eugène Ionesco "Die Nashörner", "Die Stühle"
Friedrich Dürrenmatt "Die Physiker"
Max Frisch "Biedermann und die Brandstifter"


Das absurde Theater verzichtet sowohl auf eine logisch aufgebaute Handlung als auf eine Sprache mit den üblichen Bedeutungen. Es stellt die Absurdität der menschlichen Existenz in Handlung und Sprache dar.




Das Dokumentartheater:

Diese Stilrichtung des Theaters kam in den sechziger Jahren auf. Es greift zeitgeschichtliche Ereignisse auf und verwendet dokumentarisches Material. Akten, Protokolle, Presseberichte und Tonbandaufnahmen werden dramatisch verarbeitet. Das Dokumentartheater will Hintergründe ausleuchten und politisch wirken.

Vertreter:

Rolf Hochmuth "Der Stellvertreter"
Heinar Kipphardt "Der Fall J. Robert Oppenheimer"


Das Problem des Dokumentartheaters besteht darin, dass der Betrachter nicht weiß, was dokumentarisch belegt ist und was der Autor im Sinn einer zwingenden Dramaturgie und durch Mangel eines Dokumentes dazuerfunden hat.




Das neue Volksstück:

Im 18. Jahrhundert führten Schauspieler auf Wanderbühnen und Vorstadtbühnen Theaterstücke in volkstümlicher Weise auf. Dieses noch aus dem Barock überlieferte Volkstheater wurde im 19. Jahrhundert von Ferdinand Raimund und Johann Nestroy verfeinert.

Vertreter:

Ferdinand Raimund "Der Bauer als Millionär
"Der Alpenkönig und der Menschenfeind"
"Der Verschwender"
Johann Nestroy "Lumpazivagabundus"
"Der Talisman"

Ende des 19. Beginn des 20. Jahrhundert schrieben der Wiener Ludwig Anzengruber und der Tiroler Karl Schönherr Volksstücke, die in einem urwüchsigen Bauerntum spielten. Bald nach ihnen verkam diese Art zur Bauernkomödie mit typischen Konflikten und Figuren.

Das neue Volksstück spielt meist im Milieu von Bürgern und Kleinbürgern und will gesellschaftliche Mißstände aufzeigen. Volksstück ist es insofern, da es heute oft Typen zeigt und ein möglichst breites Publikum ansprechen will. Am liebsten passiert das über das Fernsehspiel.
Richtungsweisend war der Autor Ödön von Horvàt.

Vertreter:

Ödön von Horvàt "Geschichten aus dem Wiener Wald"
Franz Xaver Kroetz "Das Nest"
Peter Turrini "Tod und Teufel"
Felix Mitterer "Stigma", "Sibirien"
Das Reflexionsdrama:
(Experimentelle Sprachspieltheater)

Es ist durch weitgehenden Verzicht auf die dramatische Handlung gekennzeichnet. Die Figuren stellen in oft langem Monologen Betrachtungen über die Welt und den Menschen an.

Vertreter:

Peter Handke "Publikumsbeschimpfung"
"Kaspar"
"Die Unvernünftigen sterben aus"
Thomas Bernhard "Elisabeth II"


Diesen neuen Typ des Dramas schuf Peter Handke. Schon mit seinen ersten Sprechstücken ist er neue Wege gegangen. Es wird keine dramatische Handlung im herkömmlichen Sinn aufgebaut. Die Figuren stellen ihre Innenwelt, ihre Gedanken, ihren Gegenentwurf zur bestehenden Welt dar. Handke sieht zwar die Abgründe der heutigen Welt, ersehnt aber in einer Art Neoidealismus eine Wende und Erlösung derselben.

Thomas Bernhard wird im Gegensatz dazu nicht müde, mit bohrender Eindringlichkeit darzustellen, dass diese Welt die schlechteste aller möglichen Welten ist.

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