Paul Klee und Anton Friedrich Webern

Anton Webern und Paul Klee - Beziehungen ihrer Kunst
(3.12.1883 - 15.9.45) (18.12.1879 - 29.6.40)



Einfluß der Mathematik in ihr Werk
KLEE: • Arbeiten der späten 20er Jahre gekennzeichnet durch lineares Gerüst, streng gesetzmäßig angelegt
    befolgt mathematische Regeln K. verfolgt das vom Bauhaus postulierten technologisch - rationalistischen Denken, Gestaltungsprozesse werden auf mathematischen und geometr. Grundlagen erschlossen Aufsatz von K.: "exakte versuche im bereich der kunst": "auch der kunst ist zu exakter forschung raum genug gegeben und die tore dahin stehen seit einiger Zeit offen" strebt "totalisation" an, indem "konstruktion" mit "intuition" vereint wird
WEBERN: • absolute Musik (vom späten Brahms herkommend), logisch, konstruiert ⇒ Hinwendung zu strikter Zwölftontechnik (ab op. 17)
    Grundgestaltung der Reihen von Symphonie op. 21 an so, dass ihr motivisches Baumaterial und ihre fundamentalen Intervallverhältnisse ein Höchstmaß an Bezügen, Querverbindungen und materialgerechten Zusammenhängen gewährleisteten ausgeprägte lyrische Tonfall seiner Musik erhält durch die vorwiegend weiten Intervallspannungen ihrer Melodik W. ergab sich zusehends den aus Schönbergs Reihentechnik resultierenden Problemkonstellationen serieller Musik bei zunehmender Teilnahmslosigkeit gegenüber der apperzierbaren Auffassung Auf Mystisch - Esoterischem, auf Zahlenspiel, Permutation und Bezugssymbolen beruht Charakter der späten Musik W.s (ab 1928).

gefühlvolles, genaues Erfassen der Kunst
KLEE: • Für K. lässt sich Farbe nicht mit rationalen Größen bestimmen, sie hat immer etwas geheimnisvolles, ist das irrationalste der Malerei
    "Ton und Farbe an sich schon Mysterium" Seine Bilder sind gekennzeichnet durch kontinuierliche Tiefengliederung und sensible Bildsprache
WEBERN: • W. verwendete zarte Tonschattierungen, die "wie ein Hauch" verklingen
    ungemein differenzierte, ganz auf ein expressives pianissimo eingestelte Dynamik; W. erhielt den Spitznamen "Pianissimo - Komponist"; fast jedes Werk bis 1914 endete "verklingend", "kaum hörbar", "äußerst leise", am Rande des Verstummens

Ziel, ihre Kunst weiterzuentwickeln
KLEE: Der Vorstellung, dass aktuelle Malerei in einer Phase der Entwicklung sei, die zu einer Blüte führen soll, wie sie die Musik während des 18. Jh. erlebt hatte, kam in K.s Denken fundamentale Bedeutung zu.
WEBERN: • ausdrucksbesessener Epigrammatiker; eine Wiederbelebung der klassischen Formen der Dodekaphonie war für ihn unannehmbar
    hohe Originalität seines Reifestils, dessen diffiziler tönender Mikrokosmos den späten Weg zur Großform fand

Realistische Themen werden nicht mehr verwendet
KLEE: Seine Bilder mit phantastischen Gestalten und Formen knüpfen fast immer an Gegenständliches an, machen traumhafte Vorgänge sichtbar.
WEBERN: • W. verwendet in seinem athematischer Stil nicht mehr Motive, Themen, sondern nur noch Töne in einigen Spitzenlauten
    fanatische Konzentration auf organisches Wachstum innerhalb er komponierte
⇒ kompromißloser Bruch mit dem romant. Zeitalter


Polyphonie
Für K. ist die perspektivische Darstellung des Raums ist lebensfremd, da der Betrachter stehenbleibt; die Bewegung wird außer acht gelassen: "Was wir sehen, ist vielmehr ein eilendes, sich überstürzendes Gedränge von Bildern" (Delaunay)
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KLEE: • K. sah in der Polyphonie sein Ziel und Ideal des eigenen Künstlerischen Schaffens
    polyphone Malerei: Möglichkeit, augenblicklich und gleichzeitig alle Elemente zu erfassen
→ "Wahrheit erfordert die Berücksichtigung aller Elemente"
→ "Dem entspricht der simultane Zusammenschluß der Formen, Bewegung und Gegenbewegung, oder naiver der gegenständlichen Gegensätze (koloristisch: Anwendung zergliederter farbiger Gegensätze [...]). Jede Energie erheischt ein Complement, um einen in sich selber ruhenden, über dem Spiel der Kräfte gelagerten Zustand zu verwirklichen"
→ Beispiel für Polyphonie: "Spiegelbild in den Seitenfenstern in der fahrenden Trambahn"
→ durch Polyphonie wird ein "Gebilde von plastischem Leben" beschrieben
KLEE begriff die mehrdimensionale Simultaneität der Polyphonie als Metapher einer sowohl Vergangenes wie Künftiges vermählenden bildnerischen Totalität. Er träumte von "ein[em] Werk von einer ganz großen Spannweite", das "durch das ganze elementare, gegenständliche, inhaltliche und stilistische Gebiet" reicht.
    "Organismus" "Organisierung der Verschiedenheiten zur Einheit, die Einigung der Organe zum Organismus" Begriff "Organisation" wird von KLEE als "Bildung von Organen im Hinblick auf ein Ineinandergreifen zu Gesamtfunktion" definiert, wobei er als Beispiel anführte: "der höhere tierische Organismus (ein Individuum) oder der Gesamtorganismus wie ein Staat". "Synthese der Verschiedenheiten ist jeder höher entwickelte Organismus" Ein Werk entfaltet sich "über die Organe hinaus zum Organismus".
WEBERN: • W. neigte zur Planung und polyphoner Verästelung
    gelang es in seiner treffend Kürze, "einen Roman durch eine einzige Geste, ein Glück durch ein einziges Aufatmen auszudrücken". Werke hatten eine extreme Ausdrucksdichte und Konzentration
da • W. strebt nach Unwiederholbarkeit des musikalischen Aussage was auch zu einer radikalen Absage an die Formtradition des Romantik
"Ich habe dabei das Gefühl gehabt: wenn die zwölf Töne abgelaufen sind, ist das Stück zu Ende"


=> Viele Parallelen, obwohl sie sich nie trafen, sich nicht kannten; verfolgten gleichzeitig ähnliche Ziele, nur in unterschiedl. Künsten!

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