Ich bin ein Kumpel


Textinterpretation
Angela Stachowa: Ich bin ein Kumpel



Angela Stachowa wurde am 16. MÀrz 1943 in Prag geboren, lebt heute aber in Leipzig. Diese Kurzgeschichte wurde dem Buch "Stunde zwischen Hund & Katz. ErzÀhlungen.", das 1979 beim Mitteldeutschen Verlag, Halle - Leipzig erschienen ist entnommen.

Diese Kurzgeschichte handelt von einer Frau, die sich einer MĂ€nnerrunde angepaßt hat, weil sie sich in eines der Mitglieder verliebt hat. Anfangs wurde sie von den anderen MĂ€nnern nicht akzeptiert, aber nach 1 Âœ Jahren haben sich die MĂ€nner an sie gewöhnt. Sie hat gelernt das gleich Quantum Bier wie sie zu trinken, sie beherrscht das brĂŒllende Lachen genauso gut wie ein Mann und sie hat einen Kennerblick fĂŒr weibliche Schönheit entwickelt. Mittlerweile hat allerdings der Mann wegen dem sie zum Kumpel wurde eine andere Frau geheiratet. Und um die Metamorphose zu komplettieren hat sie mittlerweile gelernt mit ihm ĂŒber seine Familie zu reden wie jeder andere Kumpel auch. Sie rĂ€umt allerdings ein, dass sie irgendwann den Stuhl in die Höhe reißen wird und mit einem Stuhlbein die Köpfe der Kumpels einschlagen wird.

Dieser Text ist eine Satire auf all jene Emanzen, die unter Emanzipation die Anpassung des Mannes an die weiblichen BedĂŒrfnisse sehen. Viele Emanzen verlangen, dass der Mann die Hausarbeit erledigt. Diese Tatsache und das Klischee, dass MĂ€nner ihre Bierrunden und Frauen ihren Kaffee - oder Teeklatsch hĂ€tten macht sich die Autorin hier zunutze. Indem sie die Heldin des Textes die "mĂ€nnlichen" Seiten der Gesellschaft lernen lĂ€sst erreicht sie, dass man plötzlich merkt, dass Gleichberechtigung nicht Anpassung an die jetzige Stellung der Frau oder an die des Mannes heißt. Durch die Überzeichnung dieser MĂ€nnerrunde mit ihren "typischen" Verhaltensformen zeigt sie wie lĂ€cherlich es ist wenn man ein Geschlecht an das andere anpassen will. Wie so oft gibt es auch hier nur eine Lösung: Es lebe die goldene Mitte.

Diese Kurzgeschichte wird von einem Ich - ErzĂ€hler erzĂ€hlt. Der Satzbau ist eher einfach gehalten und bei der Sprache wurde versucht Idiome der "typisch" mĂ€nnlichen Sprechweise einfließen zu lassen, wie zum Beispiel Kumpel, Köpfe einschlagen, ....
Der Text ist Ă€ußerst einfach aufgebaut. Es gibt nur einen Handlungsstrang. Die Kurzgeschichte steht in der Gegenwart und nur einmal weicht die erzĂ€hlte Zeit von der ErzĂ€hlzeit ab, nĂ€mlich als die Hauptfigur erzĂ€hlt wie sie zum Kumpel wurde.

Ich muss sagen, dass mir dieser Text Ă€ußerst gut gefallen hat, da hier in einem relativ kurzen Text auf recht amĂŒsante weise alles gebracht wird, was es so an Vorstellungen ĂŒber "typische" MĂ€nnerrunden gibt.

In letzter Zeit hat dieser Text in "zivilisierten" LĂ€ndern etwas an Bedeutung verloren, da die Emanzipation eigentlich schon relativ weit vorgeschritten ist. Aber global gesehen hat die Problematik dieses Textes doch noch eine gewisse Bedeutung.

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